Montag, 5. Mai 2008
Anfang, Mitte und Ende
Wo endet die Stadt, wo beginnt die Landschaft?



Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zunächst überlegen, was Stadt, bzw. Landschaft ausmacht. Hierbei ist es schwierig, eine allgemeingültige Definition der beiden Begriffe zu finden, da es sicherlich gravierende Unterschiede im Erleben von Stadt und Landschaft gibt. Ein Städter wird einen Vorort wie z.B. Laurensberg nicht als städtisch erleben, da er eine hohe Bebauungsdichte gewohnt ist und in der Wohngegend eventuell die Geschäfte vermissen wird. Jemand, der auf dem Land lebt, würde hingegen einen Unterschied wahrnehmen, zwischen dem Charakter seines Wohnortes und dem Vorort und demnach den selben Vorort möglicherweise als Stadt erleben. Also kann ich im Folgenden nur meine eigenen Definitionen von Stadt und Landschaft wiedergeben.
Als sehr ländlich habe ich z. B. die Gegend um den Strüverweg empfunden. Wenn man sich dort umschaut, dominieren grüne Wiesen und Weiden das Landschaftsbild, man hört (und riecht) zuweilen ein paar Kühe und gestern haben dort einige junge Leute Drachen steigen lassen. Auf so eine Idee würde in einer städtischen Gegend niemand kommen. Außerdem steht dort die Stockheider Mühle, die als Ruine ein „Zeugnis vergangener Nutzung“ ist und somit nach Lucius Burckhardt zur Schönheit der Landschaft beiträgt (vgl. L. Burckhardt, Warum ist Landschaft schön?, S. 40), was durchaus meiner Erfahrung entspricht. Ebenfalls ländlich erschien mir die Hasenwaldstraße, die an einem Bauernhof entlangführt, der ebenfalls ein Beispiel für die „gerade vorangegangene und nicht mehr rentable Produktionsweise“ (L. Burckhardt, Warum ist Landschaft schön?, S. 39) ist, die für den Betrachter zum Landschaftsbild dazugehört. Als eher zur Stadt gehörend würde ich unter anderem die Wohngebiete und Plätze wie den Rathausplatz in Laurensberg bezeichnen, wobei man definitiv zwischen innerstädtischen und vorstädtischen Bereichen unterscheiden muss.
Ich würde unser Untersuchungsgebiet als Flickenteppich von Stadt und Landschaft beschreiben, in dem keine definierte Grenze das eine vom anderen trennt. Wo genau die Landschaft beginnt, ist schwer festzulegen, ich würde zu den oben erwähnten Merkmalen (sehr geringe Bebauungsdichte, fast keine Geschäfte) noch ein Gefühl von Weite und je nach Klima Pflanzen und Tiere hinzufügen.
Es ist maßgeblich abhängig vom Betrachter, wo die Landschaft beginnt.


Welche Wege quer zum bekannten Erschließungsnetz strukturieren Stadt und Landschaft? Wohin führen sie?

Neben den Wegen, die auf Landkarten zu finden sind, habe ich noch verschiedene Trampelpfade, Furchen von landwirtschaftlichem Verkehr und vom Vieh auf dem Weg zur Weide ausgetretene Pfade gesehen. Außerdem nimmt das Wasser bestimmte Wege durch unser Untersuchungsgebiet, die nicht unbedingt zur bekannten Erschließung gehören. Zugvögel benutzen ebenfalls eigene „Wege“ und auch die Pollen der Pflanzen werden vom Wind durch unsere Stadtlandschaft geblasen. Zusätzlich sind mir noch Leitungsmasten aufgefallen, die mit den Hochspannungsleitungen den Weg des Stroms durch die Landschaft anzeigen.
Die von Wanderern verursachten Trampelpfade führen meist von einer Straße oder einem Parkplatz in die Felder oder in den Wald und hören unter Umständen auch ziemlich unvermittelt einfach auf. Der landwirtschaftliche Verkehr bewegt sich offensichtlich zwischen den Höfen und den umliegenden Feldern oder Weiden, wie auch von Orten im Wald, an denen Bäume geschlagen worden sind, zur Straße. Die Wasserwege führen jeweils von einer Quelle (die Quelle der Wurm liegt zum Beispiel im Aachener Wald, bei Steinebrück, Diepenbenden) zu einem anderen Fluss, mit dem sie sich vereinigen, und schließlich ins Meer. Je nach Jahreszeit führt der Weg der Zugvögel in den Süden oder zurück nach Norden. Die Hochspannungsleitungen führen vom Kraftwerk Weisweiler zunächst zum Umspannwerk Seffent und schließlich zu den Haushalten der Region.


Welche Orte entdecke ich?

Auf meinem (Rad-) Weg durch das Untersuchungsgebiet habe ich eine ganze Menge verschiedener Orte zu sehen bekommen. Da es eine recht umfangreiche Aufgabe wäre, sie alle hier zu beschreiben, werde ich versuchen, sie in verschiedene Kategorien zu unterteilen.
Es gibt:
- landwirtschaftlich genutzte Orte: Felder, Weiden, Wiesen
- vom Menschen scheinbar unberührte Orte: Wald, Bachlauf
- Wohnorte
- historische Orte: Schloss, Mühle
- vom Mensch in die Natur eingefügte Orte: Bienenzucht, Hochsitz, Biergarten
- von natürlichen Ereignissen geprägte Orte: Wasserrückhaltebecken, Waldlichtung (aus Sturmschäden heraus entstanden)
- dem (motorisierten) Verkehr dienende Orte


Wo laufen alle Wege zusammen?

Meines Erachtens gibt es keinen Ort, an dem alle Wege zusammenlaufen. Dies liegt daran, dass die Wege das Gebiet wie ein Netz überspannen und zum Teil beinahe parallel zueinander verlaufen.
Wenn man allerdings davon ausgeht, dass alle Wege nach Rom führen, müsste das wohl der gesuchte Ort sein ;-)


Wo ist die Mitte der Stadtlandschaft?

Genau in der Mitte unserer Stadtlandschaft liegt das Gelände eines kleineren Reiterhofs, der Reitstall Sonnenweg.



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Schöner Beitrag!
Ein schöner Text zur ersten "Entwurfs-Aufgabe": sehr ausführlich, detailliert beschrieben, gut recherchiert, nett zu lesen! Auf so einer Grundlage kannst Du Dir gerne noch mehr Freiheiten bei der Bearbeitung der Aufgabenstellungen geben.
Viele Grüße
Ulrich & Florian

PS: Toll, dass Rom auch in unserem Untersuchungsgebiet liegt ;-)

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