Donnerstag, 5. Juni 2008
Düfte und Klänge
Wie riechen Stadt und Landschaft?



Auf dem Land riecht es nach Pflanzen, (feuchter) Erde und Tieren.
In der Stadt dominieren der Geruch des Menschen (Parfüm, Aftershave - um die angenehmeren Nuancen zu nennen), Essensgerüche und Abgase.
Generell hatte ich den Eindruck, dass die Gerüche auf dem Land flüchtiger sind, da dort ein stärkerer Wind weht. Außerdem denke ich, dass es wahrscheinlich noch sehr viel mehr Gerüche gibt, die in Stadt und Landschaft wahrzunehmen sind, die ich aber aufgrund von fehlender Sensibilität nicht identifizieren kann.


Wo stinkt’s dir?



Auf der Suche nach Orten, die mir stinken könnten, dachte ich zuerst an die viel befahrenen Straßen, die das Gebiet durchkreuzen und mit ihrem Abgasgeruch sicher störend wirken. Also habe ich mich dorthin begeben, um diese Annahme zu überprüfen. Als ich mich der Kohlscheider Straße näherte, nahm ich die Straße zunächst gar nicht wahr, weil eine recht dichte Baumreihe den Verkehr von der Landschaft geräusch-, wie auch geruchstechnisch abschirmt. Bis ich mich auf der Fußgängerbrücke direkt über der Fahrbahn befand, konnte ich die Straße überhaupt nicht riechen und auch dort störte mich der Geruch nicht so sehr, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Ergo musste ich nach etwas Anderem Ausschau halten, das unangenehm riecht. Auf dem Weg zur Landstraße war ich an einigen Pferden und Kühen vorbeigekommen, also machte ich mich auf, den Geruch von Kuhfladen und Pferdeäpfeln zu untersuchen. Aber auch diesmal wurde ich enttäuscht, denn Kuhfladen riechen eigentlich nicht unangenehm und die Pferde auf der Weide lassen sich von ihren herumliegenden Hinterlassenschaften nicht vom Genuss des Grases abhalten. Ganz im Gegenteil, sie grasen sogar direkt daneben und auch ich fand den Geruch nicht schlimm.
Da sich auf unserem Untersuchungsgebiet zum Glück eine Kläranlage befindet, kann ich diese Frage zum Schluss doch noch beantworten: bei den Abwasserreinigungsanlagen Aachen-Soers stinkt’s mir.


Welche Orte kannst du gut riechen?

Auf dem Hasenwaldweg, etwas abseits der Straße hat es mir gut gefallen. Die Luft erscheint mild und man riecht nur die Felder und Bäume. Auch den Geruch neben der Pferdekoppel konnte ich gut riechen, möglicherweise, weil ich ihn mit positiven Erinnerungen verbinde.
In der Stadt habe ich ebenfalls einen angenehmen Geruch gefunden: warmer Asphalt nach dem Regen.
Ich glaube, es ist hierbei entscheidend, wie intensiv ein Geruch ist. Wenn man seine Nase direkt an einen Parfümflakon hält, riecht es ja auch nicht gut.


Welche Geräuschkulissen, welche Klänge prägen den Ort?



Bewegt man sich durch die Soers und konzentriert sich allein auf die Geräusche, so bemerkt man zuerst die Vögel. Das Gezwitscher kommt von mehreren Seiten zugleich und nach einer Weile kann man verschiedene Vogel-Laute unterscheiden. Es gibt Gezwitscher, das so klingt, als würde der Vogel nur so vor sich hinbrabbeln, deutlich energischeres Geschimpfe, das man von Wellensittichen kennt, melodiösen Gesang, sehr hohe, zarte Vogelstimmen, Pfeifen, Zirpen, Quietschen, fröhliches Trällern und Laute, die vielleicht mit „Rattern“ beschrieben werden können. Da drängt sich mir die Frage auf, wie man mit einem unflexiblen Schnabel so vielfältige Töne erzeugen kann. Und warum wir das nicht können, schließlich müssen die Vögel das allein mit ihrer Zunge schaffen, und die haben wir ja auch.

Ferner ist mir aufgefallen, dass Vögel auch im Flug singen und nicht damit aufhören, wenn z.B. ein Auto vorbeifährt, man hört sie nur nicht. Die Laute, die die Vögel von sich geben, werden unvermittelt lauter (und leiser), was der Grund dafür sein dürfte, warum man sie zuerst bemerkt.
Dann ist auch das Rauschen der Felder und Bäume zu hören. Dieses Geräusch ist mir ganz besonders aufgefallen, weil es den Wind hörbar macht, den man ansonsten nur auf der Haut spüren kann. Wenn man in einem bestimmten Winkel zum Wind steht, kann man ihn auch am Ohr vorbeipfeifen hören. Das klingt eher dumpf und schwillt mit der Windstärke an und ab.
Die Vögel und das Rauschen des Windes bilden gemeinsam die Hintergrundgeräusche, die sich verändern, aber nie ganz weg sind.
An weiteren Geräuschen waren noch festzustellen: das gemächliche Summen einer Hummel, das hektischere Summen einer Biene, Glockengeläut, ein Flugzeug, mähende Schafe, das Krächzen von Raben, Geratter von Fahrrädern auf einem steinigen Feldweg, Flügelschlagen, Hundegebell, Gesprächsfetzen von Spaziergängern und Radfahrern, undefinierbares Geraschel im Unterholz, Pferde, die das Gras abreißen und schnaufen.


Wie erlebst du Stadt und Landschaft blind, taub, geruchlos?

Zunächst einmal muss ich feststellen, dass es nicht ganz einfach ist, sich gleichzeitig die Augen, die Nase und die Ohren zuzuhalten. Aber es geht.
Außerdem ist zu bemerken, dass sich Chucks ganz hervorragend eignen, sich trotz Fehlens dreier Sinne der Umgebung bewusst zu werden. Durch die dünnen Sohlen meiner Schuhe konnte ich nämlich ganz gut den Boden, auf dem ich mich bewegte, identifizieren. Der Feldweg erschien mir allerdings um einiges steiniger als vorher, ich hatte gar nicht bemerkt, wie hoch die einzelnen Steine aus dem Weg herausstehen. Auf dem Feld konnte ich ebenfalls ein paar Steine spüren und die Erde, die unter meinen Füßen weich zerbröckelte. Schwieriger zu erkennen war das Gras, das beim Gehen nur einen kleinen Widerstand erzeugte. Interessant war, dass ich es jeweils nur für kurze Zeit ausgehalten habe, auf meine Sinneswahrnehmungen zu verzichten, nach einigen Schritten war ich jedes Mal sicher, ich würde vor ein Hindernis laufen, sodass ich die Augen aufmachen musste. Beruhigend war hingegen, den Wind im Gesicht zu spüren, der sich mild und irgendwie nett anfühlte.

In der Stadt fühlte ich mich beobachtet, wahrscheinlich gab ich auch ein eher ungewohntes Bild ab. Auf dem Marktplatz war das Kopfsteinpflaster abgerundet, glatt und rutschig. Weiter unten in der Adalbertstraße fühlte sich der Plattenbelag ebenfall glatt an. Im Gegensatz dazu war der Asphalt auf der Straße zwar eben, aber eher rau und gar nicht rutschig.

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