Montag, 23. Juni 2008
Schön ist anders.
Hallo liebe Pfadfinder,

wir haben uns auch dazu entschieden heute in die Soers zurück zu kehren und die temporären Gärten auch einmal außerhalb der „Öffnungszeiten“ und ganz unbefangen erstmal ohne Lageplan zu besuchen. Unsere zentrale Frage beschäftigt sich damit, ob derartige Installationen in der Landschaft nicht zu jeder Tageszeit einen bestimmten Charme haben sollten und ob sie auch von Menschen verstanden werden, die einfach nur zufällig vorbeikommen und weder einen Infopunkt im Kloster oder an der St. Andreas Kirche gesehen haben, noch das Projekt kennen.

Gestartet sind wir hinter dem Reitstadion am „Flying Grass Carpet“. Der erste Eindruck war eher ernüchternd, auf der ganzen Straße und auf den Wegen rund um die Installation war niemand außer uns unterwegs. Der Teppich einsam und verlassen zwischen CHIO Vorbereitungen und Durchgangsstraße. Im ersten Moment waren wir uns nicht sicher, ob die Holzkonstruktionen, die vermutlich für den CHIO gedacht sind und die direkt neben dem Teppich stehen, auch zu den T.G. gehören, sie waren auch erstmal viel interessanter, weil man darauf klettern und bequem sitzen kann.



Dann haben wir versucht den Rundweg der T.G. zu finden und auf ihm weiter zu gehen, vorbei an den klingenden Vogelhäusern dachten wir wären wir auf dem richtigen Weg, aber weit gefehlt. Über die CHIO Gelände-Strecke sind wir zwar auch zu einer nächsten Installation gelangt, aber wohl nicht auf die vorgesehene Weise. Auch sehr interessant war ein älterer Mann im Elektrorollstuhl der über die Wiesen gehoppelt ist und sich wohl auch auf der Suche nach den Installationen befand, zumindest ist er über den Teppich gefahren.



Vorbei an einigen verlassenen und umgekippten gelben Schlauch-Schildständern sind wir dann Richtung Tuchfabrik gelaufen und haben auch auf dem kurzen Weg die spektakulären Hindernisse des CHIOs irgendwie interessanter gefunden obwohl diese seltsam provisorisch eingezäunt sind und alles den Eindruck macht, dass Hindernisse und Installationen in Konkurrenz stehen. Wo wir bei der nächsten Frage angekommen sind, warum stehen die Installationen da wo sie gerade stehen? Warum steht dein „Vom Riechen und Sehen“, Bertram, zum Beispiel auf dem Gelände der Tuchfabrik und hat trotzdem irgendwie nichts damit zu tun. Zwar konnten wir uns da auch Interpretationsansätze aus den Fingern saugen, aber eine Klarheit im Bezug von Ort und Installation haben wir fast überall vermisst.

Als wir bei „natürlich künstlich“ angekommen sind, haben wir dann direkt zwei Kommilitonen aus der Architektur Fakultät getroffen, die mit der Betreuung der Plastikblumen betraut sind und diese außerhalb der Öffnungszeiten wieder auffüllen und vermehren. Leider haben wir an dieser Installation noch nicht einmal ein Infoschild gefunden.

Am „Global Village“ war es dann ganz um uns geschehen, wir wussten nicht ob wir nach links oder nach rechts laufen sollten und ohne Karte hat man da auch keine Chance, außer man fragt die Plastikblumengärtner. Als jemand, der nicht weiß, dass es um die 20 Stationen geben muss, hätten wir hier aufgegeben und gesagt, och ja das war’s dann wohl schon.
So konnten wir aber unsere Weg zum Kloster fortsetzen und dort dann einen Infotisch mit Kartenausgabe unter einem großen Stein finden. Sehr praktisch und hilfreich die Karte, auch wenn wir uns prompt wieder verlaufen haben und erst später die kleinen Schilder entdeckt haben, die den Weg in Richtung Müschpark weisen.



Dort angekommen ist es nach 17 Uhr nicht mehr wirklich ergiebig, man sieht zufällig Pfeifenreiniger in den Büschen, Schirme die im Zaun stecken und Schilder von Stationen, die tatsächlich Öffnungszeiten erfordern, da sie von Menschen betrieben werden müssen.
Trotzdem war es ein netter Spaziergang und wir sind froh einige Installationen gesehen zu haben, auch wenn einige davon wohl tatsächlich Hindernisse für den CHIO waren, aber einige Fragen sitzen uns noch quer im Bauch.

Als wir im Vorfeld an Gärten gedacht haben, war für uns klar, dass es etwas mit Pflanzen und Bepflanzungen zu tun hat. Der Begriff „Temporäre Gärten“ ist für uns nichts anderes als jedes Fleckchen in der Soers ein Stück Natur, dass natürlichen Änderungen unterworfen ist und somit immer temporär ist.

„Die Temporären Gärten wollen die kulturelle und natürliche Eigenart dieses Raumes aufdecken, seine Einprägsamkeit gestalterisch verstärken und die Einmaligkeit der bis in das frühe Mittelalter zurück reichenden Geschichte herausarbeiten. […]“ (www.temporaeregaerten.de)

Schaffen es wirklich alle Installationen ein Landschaftsbild heraus zu arbeiten? Bei Bertram ist es eindeutig, der Teppich auch verständlich, aber ferngesteuerte Enten auf einem Schlammteich durch einen Fernseher betrachtet? Das produziert bei uns bis jetzt kein neues Bild der Soers oder impliziert gar das Mittelalter.

"Temporäre Gärten" sollten keine bestimmten Öffnungszeiten haben und nach 17 Uhr immer noch eine gewollte Wirkung haben und nicht einfach nur den verlassenen wirken. Ein Garten verändert sich über den Tag und ist so immer etwas anders und interessanter: Er macht nicht Nachmittags zu und braucht erst recht keinen Wachdienst der darauf aufpasst, wie einige Installationen hingegen schon.

Wo erlebe ich das besondere der Soers, wenn ich nicht auf die unzähligen Pferdehürden eingehe, die jedem ins Auge fallen oder wo ist der Bezug zur Tuchfabrik? Im Militärlager daneben oder in den Eisbecherblumen?

In Bezug auf unsere vorhergehenden Untersuchungen der Halde Wilsberg und des allgemeinen Marketing des Pferdelandparks bekommen auch die „Temporären Gärten“ keine gute Note. Der Zusammenhang ist nur schwer zu lesen und beschränkt sich oft auf gelbe Schlauchgebilde. Leider ist der Rundweg ohne Karte nicht zu meistern und selbst mit Karte schlecht zu finden. In unseren Augen müsste sowohl der inhaltliche als auch der geografische Zusammenhang stärker sein jeden Besucher zu interessieren und nicht nur die kulturell Interessierten, denen es um die Kunst geht und nicht um den Naturraum vor der Haustür.



Uns sind viele Kleinigkeiten am Wegesrand aufgefallen, die uns gefallen haben und die für uns mehr Soers bedeuten, als die Installationen. Schön ist wenn die Atmosphäre stimmig ist und man selbst bei Fremdkörpern denkt sie würden ja irgendwie passen.

So, das zur Wochenaufgabe, nebenbei sind wir mit unserer Präsentation große Schritte nach vorne gegangen und haben nach vielen Telefonaten nun hoffentlich alles in trockenen Tüchern. Wir freuen uns schon auf Freitag und würden uns gerne jetzt hiermit auch offiziell vom Hauptbahnhof treffen abmelden, wir kommen direkt zu Halde 

Einen schönen Abend euch noch und bis Freitag!
Viele Grüße
W&L

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