Mittwoch, 9. Juli 2008
Wahrnehmung der Landschaft mit schlechter Laune (Teil 2)
kueppers_wang_koenigs, 17:36h
Eigentlich sollte es die Überarbeitung des Abschlussstatements werden, doch da ich (den Grund möchte ich lieber nicht nennen) plötzlich super schlechte Laune bekam, dachte ich, dass es eine gute Gelegenheit sei die Beschreibung der Wahrnehmung der Landschaft im Untersuchungsgebiet bei schlechter Laune noch einmal in Angriff zu nehmen.
In der Soers angekommen, spazierte ich los. Hier war es still geworden, von der Euphorie der letzten Tage war hier nichts mehr zu spüren, auf mich wirkten die Wiesen öde und verlassen.
Die Normalität war wieder eingezogen, d.h. nicht ganz: der Boden sah stellenweise zertrampelt aus, hier und da sah ich Papierabfälle, die die Besucher zurückgelassen hatten. Die Abgrenzungen für den sportlichen Event des vergangenen Samstags, die teilweise noch nicht entfernt worden waren, wirkten unsinnig und machten aus dem Soerstal eine Art Labyrinth. Ein Fremder könnte diese Einteilungen durch die gespannten Leinen überhaupt nicht zuordnen.
Der Wildbach rauschte an mir vorbei, er kam mir vor als wäre auch er verärgert oder sogar wütend. Worüber? Vielleicht weil all die Pappeln gefällt worden waren. Ich stellte mir die Frage, ob sie wirklich eine solche Bedrohung für die Menschen bei Sturm gewesen waren, dass man sie alle fällen musste?
Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen, immer mehr Wolken zogen auf und der Himmel verdunkelte sich. Die Tropfen prasselten heftig auf mich nieder. Die Silberweiden, - ich empfand keine Spur von silbern, - stehen eng beieinander als suchten auch sie Schutz vor Regen und Sturm.
An diesem Nachmittag war außer mir hier kein Mensch zu sehen, ich hatte den Eindruck, dass nicht einmal ein Vogel vorbei flog.
Da stand ich nun im strömenden Regen und fragte mich, was ich hier in den letzten Wochen gemacht habe. Wie oft war ich eigentlich hier gewesen?
Da endlich fiel mein Blick auf “unsere Brücke“ - oder nahm ich sie gerade erstmalig an diesem Nachmittag bewusst wahr? – und irgendwie bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich merkte wie sich ein zaghaftes Lächeln in meinem Gesicht abzeichnete. Irgendwie war es gut und richtig, hierher gekommen zu sein. Ich hatte hier schon viele schöne, interessante und abwechslungsreiche Momente erlebt. Es hatte doch immer Freude gemacht mich mit dieser Stadt-Landschaft zu beschäftigen. Die Brücke und ihre Geschichte mit all den vielen Facetten hatten mich doch in den letzten Wochen immer irgendwie in ihren Bann gezogen, - und auch jetzt hatte sie eine beruhigende Wirkung auf mich.
Endlich kam mir diese Landschaft wieder vertraut vor. Der Regen hatte nachgelassen und langsam ging ich zurück mit einem entspannten und ausgeglichenen Gefühl.
Mir wurde sehr bewusst, dass Naturerleben in bivalenter Qualität möglich ist, also negativ oder positiv gefühlsbetont. Erleben sollte immer als einzigartig individuelle Erfahrung respektiert werden.
Viele Grüße
Christoph
In der Soers angekommen, spazierte ich los. Hier war es still geworden, von der Euphorie der letzten Tage war hier nichts mehr zu spüren, auf mich wirkten die Wiesen öde und verlassen.
Die Normalität war wieder eingezogen, d.h. nicht ganz: der Boden sah stellenweise zertrampelt aus, hier und da sah ich Papierabfälle, die die Besucher zurückgelassen hatten. Die Abgrenzungen für den sportlichen Event des vergangenen Samstags, die teilweise noch nicht entfernt worden waren, wirkten unsinnig und machten aus dem Soerstal eine Art Labyrinth. Ein Fremder könnte diese Einteilungen durch die gespannten Leinen überhaupt nicht zuordnen.
Der Wildbach rauschte an mir vorbei, er kam mir vor als wäre auch er verärgert oder sogar wütend. Worüber? Vielleicht weil all die Pappeln gefällt worden waren. Ich stellte mir die Frage, ob sie wirklich eine solche Bedrohung für die Menschen bei Sturm gewesen waren, dass man sie alle fällen musste?
Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen, immer mehr Wolken zogen auf und der Himmel verdunkelte sich. Die Tropfen prasselten heftig auf mich nieder. Die Silberweiden, - ich empfand keine Spur von silbern, - stehen eng beieinander als suchten auch sie Schutz vor Regen und Sturm.
An diesem Nachmittag war außer mir hier kein Mensch zu sehen, ich hatte den Eindruck, dass nicht einmal ein Vogel vorbei flog.
Da stand ich nun im strömenden Regen und fragte mich, was ich hier in den letzten Wochen gemacht habe. Wie oft war ich eigentlich hier gewesen?
Da endlich fiel mein Blick auf “unsere Brücke“ - oder nahm ich sie gerade erstmalig an diesem Nachmittag bewusst wahr? – und irgendwie bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich merkte wie sich ein zaghaftes Lächeln in meinem Gesicht abzeichnete. Irgendwie war es gut und richtig, hierher gekommen zu sein. Ich hatte hier schon viele schöne, interessante und abwechslungsreiche Momente erlebt. Es hatte doch immer Freude gemacht mich mit dieser Stadt-Landschaft zu beschäftigen. Die Brücke und ihre Geschichte mit all den vielen Facetten hatten mich doch in den letzten Wochen immer irgendwie in ihren Bann gezogen, - und auch jetzt hatte sie eine beruhigende Wirkung auf mich.
Endlich kam mir diese Landschaft wieder vertraut vor. Der Regen hatte nachgelassen und langsam ging ich zurück mit einem entspannten und ausgeglichenen Gefühl.
Mir wurde sehr bewusst, dass Naturerleben in bivalenter Qualität möglich ist, also negativ oder positiv gefühlsbetont. Erleben sollte immer als einzigartig individuelle Erfahrung respektiert werden.
Viele Grüße
Christoph
... comment