Montag, 14. Juli 2008
Die Temporären Gärten - vergänglich und doch nachhaltig?
Nun komme ich also doch noch dazu, über die Temporären Gärten zu berichten.

Am Sonntag, den 22. Juni war ich ausnahmsweise etwas zu früh (jedenfalls für die letzte Führung) am Kloster Sankt Raphael. Dies bot mir die -nicht ganz unwillkommene- Möglichkeit, schon vorher etwas durch das Gebiet zu wandeln.

Ich gelangte nicht weit, da erblickte ich bei den Gewächshäusern eine ehemalige Nachbarin. Sie saß dort inmitten einer netten Kaffeerunde. Natürlich ließ ich mir die Gelegenheit nicht entgehen und fragte sie nach ihren Eindrücken zu den Temporären Gärten.
Interessanterweise war sie nur ZUFÄLLIG darauf gestoßen, denn eigentlich wollte sie sich nur ein Bild von der kuriosen Gewächshaus-Landschaft machen. Auch ihre Freundin hatte davon nicht etwa vorher gehört oder gelesen. Ihr sprang bei einem Spaziergang auf dem Lousberg eines der Werke ins Auge, vorauf hin ihre NEUGIER auf weitere Objekte geweckt war.




Zur Nutzung der Gewächshäuser, ohne dass ich danach überhaupt gefragt hätte, äußerte die Nachbarin die verschiedensten Ideen: kulturelle und soziale und schließlich -in Anbetracht der einem Fußball nicht unähnlichen Form- die Verwendung im Rahmen der EM. Aber dies alles nur am Rande.



Um 16:00 Uhr schließlich wurde ich von Bertram Weisshaar persönlich durch die Temporären Gärten geführt, bemerkenswerter Weise in Begleitung nur eines anderen Besuchers. Bertram Weisshaar erklärte uns die Ideen, die hinter den Kunstobjekten stecken und lies dabei deutlich seine Favoriten erkennen.




Das Werk „Passe-Partout“ von Marc Pouzol und Véronique Faucheur schien ihm etwa besonders raffiniert, da es von Ort zu Ort wandert und dabei auf spielerische Weise verschiedenste Landschaftsräume erschließt. In der Tat wirken die Bretter wie eine Einladung, zumal an Orten, die man ansonsten wahrscheinlich nicht betreten würde.


Auch die „zum Gruß“ „Rauschende(n) Bäume“ von Robert Schmitz-Michels gefielen ihm sehr, wenn ich mich recht entsinne. An windigen Tagen war dieser Mechanismus kaum sichtbar, wenn es aber windstill war, so konnte das plötzliche Wackeln der Äste die vorbei schreitenden Spaziergänger ordentlich verblüffen.

Interessant war es zu erfahren, was jedem Künstler an finanzeillen Mitteln zur Verfügung gestellt wurde, um sein Objekt zu realisieren.
Im Falle des Werkes „Garninstallation“ von A.M. Can beispielsweise dürfte dies ein gutes Geschäft gewesen sein, ist Paketschnur doch ziemlich preiswert.




Mich persönlich faszinierten übrigens die „Mobile(n) Gras-Klangskulpturen“ von Peter Kiefer am meisten. Ein sehr tiefgründiges Werk! Sagt nicht ein kleines Stück Boden unwahrscheinlich viel aus über den Ort, an dem es entnommen wurde? Die Kombination von scheinbar regloser Materie und darin eingefangenen lebendigen Stimmen bzw. Klängen kann durchaus zum Nachdenken animieren.




Als wir von einem Werk zum nächsten schritten (es waren natürlich viel mehr darunter als die eben genannten), drängte sich mir zunehmend eine Frage auf: Was für einen übergeordneten SINN sollte all dies haben??? Was wollte man bezwecken mit 19, in der Landschaft verstreuten Objekten, deren Existenz zudem so wenig publik gemacht worden war?
Bertram Weisshaar sprach von der Einbindung in die EuRegionale, von dem Erleben und Begreifen einer einzigartigen Landschaft; der Zusammenhang zur Zukunftsfähigkeit von Kulturlandschaften allerdings schien ihm zu hoch gegriffen und wenig nachvollziehbar.


Einen wunderbaren Vergleich brachte der Promenadologe schließlich an: Mit der Landschaft sei es ähnlich wie mit einem Konzerthaus: Man müsse erst die Musiker in Dienst nehmen, bevor das Publikum einkehre.

Aber wenn die Landschaft einem Konzerthaus entspricht und die beauftragten Künstler den engagierten Musikern, was wird dann mit der Landschaft geschehen, wenn erst die Künstler mitsamt ihrer Werke das Feld geräumt haben? Was bleibt noch übrig?

Vielleicht ist es ja die Erinnerung an einige besonders eindrucksvolle Kunstwerke. Und womöglich fällt dann manch einem Besucher auf, wie schön die ihn umgebende Landschaft eigentlich ist und dass er sie auch nach Abzug der Temporären Gärten nutzen kann.

... comment