Mittwoch, 16. Juli 2008
Dialog
Wer streicht durch Stadt und Land?



Antwort a) Der gemeine Stadt- und Landstreicher.

Antwort b) Durch die Stadt streichen eigentlich nur Jugendliche, die den Nachmittag frei haben und Menschen, die andere um Kleingeld bitten.
Alle anderen sind in der Stadt, um noch schnell etwas zu erledigen oder zu kaufen und streichen demnach nicht. Das richtige Verb für deren Fortbewegung wäre eher eilen.
Auf dem Land ist das Streichen schon eine weitaus gängigere Art, sich zu bewegen, da viele Menschen hierher kommen, um sich Bewegung zu verschaffen und die Umgebung zu genießen. Gestern habe ich auch eine schwarze Katze gesehen, die um das Schloss Rahe gestrichen ist. Hier bin ich mir aber nicht sicher, eventuell ist sie auch gestreift oder geschlichen.
Gleichzeitig durch Stadt und Land streicht nur der Wind.


Welche Lebensgeschichte haben Spaziergänger, Landwirte, Radfahrer, Reiter, Jogger...?



Zur Erledigung dieser Aufgabe habe ich einige Mühen auf mich genommen, denn für den Dialog mit der Joggerin musste ich selbst meine Laufschuhe anziehen und mit meiner Kommilitonin Doro eine Runde durch die Soers laufen. Daher ist diese Lebensgeschichte auch die detaillierteste.
Lebensgeschichte einer Spaziergängerin: geboren 1924 in der Soers, im Jahr 1945 geheiratet (im gleichen Jahr wurde ihr Mann als vermisst gemeldet), das ganze Leben in der Soers gewohnt
Lebensgeschichte eines Landwirts: geboren 1958 in der Soers, hineingewachsen in den familienbetriebenen Hof
Lebensgeschichte eines Radfahrers: geboren 1976 in Köln, Schulausbildung und Studium in Köln, 2004 nach dem Studium wegen Frau nach Aachen gezogen
Lebensgeschichte einer Reiterin: 1985 in Aachen geboren, Schulausbildung in Aachen, seit 2004 BWL-Studium an der RWTH Aachen
Lebensgeschichte einer Joggerin: geboren 1984 in Tirana, Albanien als Tochter einer Albanerin und eines Griechen, im Alter von 6 Jahren nach Griechenland umgezogen, dort 5 Jahre zur Schule gegangen, mit 11 Jahren zurück nach Albanien gezogen, dort die Schulausbildung abgeschlossen und ein Jahr Architektur studiert, allein nach Deutschland ausgewandert, seit 2003 Architekturstudium an der RWTH
Bei meinen Gesprächen habe ich mich auf die Ortswechsel beschränkt, weil dies immer einschneidende Veränderungen nach sich zieht und die einzige Gemeinsamkeit dieser Menschen darin liegt, dass sie zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren.

Welche Geschichte gefällt dir besonders gut?

Ich kann nicht sagen, welche der Geschichten mir am besten gefällt, da dies hieße, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Besonders finde ich den Kontrast zwischen den Lebensgeschichten der Spaziergängerin und der Joggerin. Die Erste hat ihr ganzes Leben in der Soers zugebracht und wird wohl jetzt auch nicht mehr nach Castrop-Rauxel ziehen.
Die Zweite ist es von klein auf gewohnt, den Wohnort zu wechseln, plant für den Winter einen Auslandsaufenthalt in Griechenland und hat vor, noch während des Studiums für ein Praktikum nach England zu gehen. So wie die Soers für die eine groß genug ist für ein ganzes Leben, ist Europa möglicherweise bald zu klein für die andere.


Dialog, die Zweite



Zum Thema Dialog möchte ich noch eine andere Geschichte erzählen, die ich am Samstag erlebt habe. Und zwar war ich auf der Jagd nach Lebensgeschichten, als ich auf dem Strüverweg in einiger Entfernung eine Kutsche bemerkte. Da ich gerade dabei war, Fotos zu machen, zückte ich meine Kamera, um die Kutsche zu fotografieren. Hinter ihr hatte sich schon eine beachtliche Anzahl von Autos angesammelt, die sich dem Tempo der Pferde anpasste. Nachdem ich ein paar Bilder gemacht hatte, merkte ich, dass mir jemand etwas zurief. Als ich die Kamera sinken ließ, musste ich feststellen, dass in der Kutsche ein Brautpaar saß, das ich gar nicht wahrgenommen hatte, während ich auf das Display der Kamera schaute. Die Braut war geistesgegenwärtig genug, mich über die Straße hinweg um meine Bilder zu bitten und mir ihre Adresse zuzurufen. Da man ihr an diesem Tag wohl kaum eine Bitte abschlagen kann, werde ich meine Bilder natürlich dahin zurückschicken, wo sie herkommen, in die Soers.

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